WILHELM TELL

Wilhelm Tell

DER SCHÜTZE TELL

Im Jahre 1307 schikaniert ein tyrannischer Landvogt die Bewohner des Dörfchens Altdorf – da tritt Wilhelm Tell auf, um zu dem unvergesslichen Helden zu werden, der die Ehre der Nation verteidigt…

Die Geschichte von Wilhelm Tell ist weltbekannt: Ein Bogenschütze, der einen Apfel vom Kopf seines Bubs schoss. Aber kaum einer weiss, wie es dazu kam. Davon erzählt diese Sage.

Es war an einem Sonntag, als Tell sich aufmachte: Von Bürglen her, einem Dorf im Schächental, wollte er seinen Schwiegervater, den Walter Fürst in Altdorf, besuchen. Er schulterte die Armbrust, nahm den Knaben Walter an die Hand, und strammen Schritts ging’s voran. Bald schon hatten beide den Ort erreicht. Als Tell nun mit seinem Sohn den Hauptplatz überquerte, war dort eine Eisenstange, die in den Himmel ragte. Oben hing ein Hut mit prächtiger Pfauenfeder. Dieser gehörte dem tyrannischen Landvogt Gessler, der sich stets neue Demütigungen für das Volk einfallen liess. Nun sollte sich jeder Bürger vor dem Hut verbeugen. Zwei Waffenknechte standen vor der Stange und zwangen die Vorbeigehenden zum Gehorsam: Die Frauen mussten knicksten, die Männer ihr Haupt neigen, bleich vor Wut und Scham.

Wilhelm Tell wollte schon aufrechten Hauptes vorbeieilen. Da streckten die Wächter ihre Lanzen aus. „Du hast dem Hut nicht den Respekt erwiesen. Dafür gehörst du bestraft“, riefen sie. Doch Tell setzte sich zur Wehr. Dies verursachte so einen Tumult, dass bald das ganze Dorf zusammenlief. Plötzlich erklang Pferdegetrappel: Landvogt Gessler ritt heran. „Herr, der hat sich nicht verbeugt“, schrie ein Wächter.

Gessler erkannte Tell, er war ihm seit jeher verhasst. „Du sollst doch so ein guter Schütze sein; dann beweis deine Bogenkunst. Ich befehle dir, schiess einen Apfel vom Haupt deines Kindes!“ Tell wurde kreidebleich und bat um Gnade. Aber die Waffenknechte hatten den Jungen schon an einen Baum gebunden. Was blieb Tell noch übrig? Zwei Pfeile lud er ins Göller. Das ganze Dorf hielt den Atem an, als er schoss. Und tatsächlich, der Apfel fiel zu Boden, mittig durchbohrt von dem Pfeil. Jubelnd lief der kleine Walter zum Vater, der noch zitternd die Armbrust umklammerte. „Ein Meisterschuss“, sprach der Landvogt, „aber wozu der zweite Pfeil im Göller?“ Wilhelm Tell erwiderte: „Hätte ich den Kopf meines Kindes getroffen, Euch hätte ich sicher nicht verfehlt!“

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